Ein Leistenbruch ist eine Ausstülpung von intraabdominalem Gewebe durch die Bauchwand, die durch den Leistenkanal geschwächt ist. Man unterscheidet zwei Haupttypen: (1)
- indirekte Leistenbrüche (75 %) - sie entstehen seitlich der Arteria epigastrica inferior und folgen dem Verlauf des Samenstrangs oder des runden Bandes durch den inneren Leistenring und entlang des Leistenkanals
- direkt (25 %) - sie entspringen medial der Arteria epigastrica inferior und drängen durch eine Schwachstelle in der hinteren Wand des Leistenkanals und nicht durch den Leistenkanal selbst
In beiden Fällen enthält der Sack in der Regel Omentum oder Dünndarm, seltener Dickdarm oder Blinddarm und gelegentlich krankes Gewebe - Karzinom, Appendizitis oder Peritonealsekundärblutungen.
Anmerkungen:
- Sehr kleine Leistenhernien, die bei der klinischen Untersuchung schwer zu diagnostizieren sind, werden als "okkulte Leistenhernien" bezeichnet.
- Okkulte Leistenhernien können häufig mit Leistenschmerzen einhergehen. Es gibt jedoch viele Ursachen für Leistenschmerzen, weshalb es wichtig ist, diese von anderen Ursachen zu unterscheiden. Okkulte Leistenbrüche sind klinisch oft nur schwer durch Anamnese und Untersuchung zu diagnostizieren, weshalb vor einer Operation oder weiteren Behandlung eine Bildgebung erforderlich ist. Die Ultraschalluntersuchung hat zusammen mit der klinischen Beurteilung einen positiven prädiktiven Wert (2).
Referenz:
- Itani KMF, Fitzgibbons R. Approach to groin hernias. JAMA Surg. 2019 Jun 1;154(6):551-2.
- HerniaSurge Group. Internationale Leitlinien für das Management von Leistenhernien. Hernia. 2018 Feb;22(1):1-165.