Der systemische Lupus erythematodes ist der klassische Prototyp einer chronischen, multisystemischen, entzündlichen Bindegewebserkrankung mit autoimmunem Ursprung (1).
- Die Krankheit verläuft häufig schubweise (1)
- die Krankheit ist durch das Vorhandensein eines breiten Spektrums von Autoantikörpern gekennzeichnet (1)
- 98 % der SLE-Patienten haben antinukleäre Antikörper (ANA), die jedoch unspezifisch sind
- Anti-Doppelstrang-DNA (dsDNA), die in etwa 70 % der Fälle auftritt, ist hochspezifisch für SLE
- andere Autoantikörper, die bei SLE-Patienten vorkommen, sind u. a. Anti-Smith, Anti-Ribosomal-P und Anti-Proliferating Cell Nuclear Antigen (PCNA) (3)
- sie ist nicht organspezifisch und durch Vaskulitis gekennzeichnet
- aufgrund des breiten klinischen Spektrums kann die Krankheit von Ausschlag und Arthritis über Anämie und Thrombozytopenie bis hin zu Serositis, Nephritis, Krampfanfällen und Psychosen reichen (1)
- Man geht davon aus, dass der SLE als chronische Entzündungserkrankung durch Autoantikörper ausgelöst wird, die sich gegen verschiedene Organsysteme wie Gelenke, Haut und Nieren richten.
- SLE ist durch pathogene Autoantikörper gekennzeichnet, die sich gegen bestimmte Gewebe richten, doch sind viele weitere Zelltypen (z. B. B-Zellen, T-Zellen) und Zytokine (z. B. Typ-I-Interferon (IFN-I)-a) an der Entzündungsreaktion beteiligt (2)
- Dysregulationen sowohl der adaptiven als auch der angeborenen Immunität spielen eine Rolle bei der Pathogenese des SLE
- Adaptive Immunität und SLE
- B-Zellen spielen eine zentrale Rolle in der Pathogenese des SLE, vor allem durch die Produktion von Autoantikörpern, aber auch durch die Produktion von Zytokinen und die Präsentation von Antigenen für T-Zellen
- SLE kann sekundär zu defekten Proteinen auftreten, die T-Zellen bei der dysfunktionalen Beseitigung von Immunzellen regulieren
- daher kann ein Teil der Pathologie des SLE auf den Verlust der Immuntoleranz und das Fortbestehen attraktiver B- und T-Zellpopulationen zurückzuführen sein
- Angeborene Immunität und SLE
- eine Dysregulation des angeborenen Immunsystems trägt ebenfalls zum SLE bei
- Immunkomplexe von Autoantikörpern mit körpereigener RNA und DNA können von plasmazytoiden dendritischen Zellen aufgenommen werden
- führt zur Aktivierung des Toll-like-Rezeptors (TLR) 7 bzw. TLR9 und erzeugt IFN-I
- IFN-I kann zu einer weiteren Verstärkung der adaptiven Immunität führen, indem es die Antigen-präsentierende Funktion von Monozyten und dendritischen Zellen verbessert und B-Zellen aktiviert
Klinische Varianten des Lupus erythematodes
Zu den klinischen Varianten von Lupus erythematodes gehören die folgenden (3):
- systemischer Lupus erythematosus (SLE)
- kutaner Lupus erythematodes (CLE) (einschließlich subakuter kutaner Lupus erythematodes (SCLE) und diskoider Lupus erythematodes (DLE))
- Lupus erythematodes, der bei Kindern auftritt
- Neonataler Lupus erythematodes
- Arzneimittel-induzierter Lupus erythematodes (DILE)
Grundsätze der Behandlung (1,4):
- Leichte Erkrankung mit konstitutionellen Symptomen, leichtem Hautausschlag oder Arthritis und Thrombozytopenie mit einer Thrombozytenzahl von mindestens 50.000/mm3
- wird eine Behandlung mit zusätzlichen Glukokortikoiden empfohlen
- mäßige Krankheitsaktivität, gekennzeichnet durch rheumatoidähnliche Arthritis, schwerere Hauterkrankung oder kutane Vaskulitis, die <18% der Körperoberfläche betrifft, Serositis oder Thrombozytopenie mit einer Thrombozytenzahl von mindestens 20.000/mm3
- Es wird empfohlen, zusätzlich zu Malariamitteln und Glukokortikoiden Immunsuppressiva zu verabreichen (zu den Optionen gehören Methotrexat, Azathioprin, Mycophenolat oder Calcineurin-Inhibitoren, in refraktären Fällen zusätzlich Belimumab)
- Schwere Krankheitsaktivität, kategorisiert als schwerwiegende organbedrohende Erkrankung, wie z. B. Nieren- und Zentralnervensystemerkrankungen
- wird empfohlen, zusätzlich mit Mycophenolat, Cyclophosphamid oder Rituximab zu behandeln.
Referenzen:
- Gordon C, Amissah-Arthur MB, Gayed M, et al. The British Society for Rheumatology guideline for the management of systemic lupus erythematosus in adults. Rheumatology (Oxford). 2017 Oct 6.
- Dema B, Charles M. Advances in mechanisms of systemic lupus erythematosus. Discov Med. 2014 May;17(95):247-55
- Yazdany J, Dall'Era M. Definition and Classification of Lupus and Lupus Related Disorders. Chapter 2. In: Wallace D, Hahn BH, editors(s). Dubois' Lupus Erythematosus. 9. Auflage. Elsevier Inc, 2019:15-22.
- Morand E F, Fernandez-Ruiz R, Blazer A, Niewold T B. Advances in the management of systemic lupus erythematosus BMJ 2023; 383 :e073980 doi:10.1136/bmj-2022-073980