Kopfschmerzerkrankungen werden in der ICHD-III wie folgt klassifiziert (1)
Primäre Kopfschmerzerkrankungen:
Migräne
Kopfschmerz vom Spannungstyp
Clusterkopfschmerz und andere trigemino-autonome Kephalgien
andere primäre Kopfschmerzerkrankungen
sekundäre Kopfschmerzerkrankungen
Diese umfassen einen neuen Kopfschmerz, der bei einer anderen Läsion auftritt, die ihn verursachen kann (z.B. Kopfschmerz zurückzuführen auf einen intrakraniellen Tumor)
Die Migräne ist eine häufige, behindernde primäre Kopfschmerzerkrankung.
Migräne ist die zweithäufigste neurologische Erkrankung (nach Kopfschmerzen vom Spannungstyp), mit einem Verhältnis von Frauen zu Männern von 3:1 und einer geschätzten 1-Jahres-Prävalenz von etwa 15 % in der Allgemeinbevölkerung (4,6)
Die Prävalenz erreicht ihren Höhepunkt zwischen dem 35. und 39. Lebensjahr, und etwa 75 % der Betroffenen berichten über den Beginn der Migräne vor dem 35. Lebensjahr (4)
die Prävalenz erreicht ihren Höhepunkt im vierten und fünften Lebensjahrzehnt und nimmt in den späteren Jahrzehnten deutlich ab (6)
Da sich die Erkrankung mit zunehmendem Alter tendenziell zurückbildet, sollte ein Migränebeginn nach dem 50. Lebensjahr den Verdacht auf eine sekundäre Kopfschmerzerkrankung erwecken (4)
eine Person hat eine 50 %ige Chance, an Migräne zu erkranken, wenn ein Elternteil daran erkrankt ist, und eine 75 %ige Chance, wenn beide Elternteile daran erkrankt sind (6)
Migräne kann jederzeit auftreten, beginnt aber typischerweise in der späten Kindheit, in der frühen Adoleszenz oder im mittleren Erwachsenenalter (6)
Migräne tritt bei Jungen in der Vorpubertät häufiger auf als bei Mädchen, später jedoch dreimal häufiger bei Frauen als bei Männern (6)
Migräne ist ein Syndrom, das gekennzeichnet ist durch:
periodisch auftretende Kopfschmerzen, die zwischen den Anfällen vollständig verschwinden
eine Attacke kann sich aus folgenden Phasen zusammensetzen:
Prodromus
Aura
Kopfschmerzen
Auflösung
Die Häufigkeit der Attacken ist unterschiedlich:
bis zu mehreren pro Woche
bis hin zu mehreren pro Leben
ein Prodromalzustand ist eine vage Veränderung der Stimmung oder des Appetits
eine Aura ist ein eindeutiges neurologisches Symptom:
Sehstörung
motorische oder sensorische Störung
bei Kindern ist die Migräne eine Ausschlussdiagnose (3)
die Pathophysiologie der Migräne (5)
ist komplex, wobei klinische und labortechnische Befunde darauf hindeuten, dass die Anfälligkeit für Migräne genetisch oder erworben sein kann
einzelne Migräneanfälle können durch eine Störung der homöostatischen Funktion ausgelöst werden, die eine Kaskade von Wirkungen nach sich zieht, darunter
Aktivierung eines neuronalen Phänomens, das als kortikale Ausbreitungsdepression bekannt ist,
zentrale und periphere Sensibilisierung,
Auslösung des trigeminovaskulären Weges
Dieser Weg führt zur Freisetzung von gefäßerweiternden, entzündungsfördernden oder schmerzauslösenden Neuropeptiden wie dem Calcitonin Gene Related Peptide (CGRP), einem Ziel für die Pharmakotherapie
Chronische Migräne geht mit einer Veränderung der Nozizeptionsschwelle, Sensibilisierung und strukturellen Hirnveränderungen wie kortikaler Ausdünnung einher.
Referenz:
(1) Kopfschmerzklassifikationskomitee der Internationalen Kopfschmerzgesellschaft (IHS). Die internationale Klassifikation von Kopfschmerzerkrankungen, 3. Auflage. Cephalalgia 2018; 38: 1-211
(2) Drug and Therapeutics Bulletin (1998); 36(6):41-4.
(3) Drug and Therapeutics Bulletin (2004); 42 (4): 25-8.
(4) Ashina M. Migräne. N Engl J Med 2020;383:1866-76. DOI: 10.1056/NEJMra1915327
(5) Hovaguimian A, Roth J. Management of chronic migraine BMJ 2022; 379 :e067670 doi:10.1136/bmj-2021-067670
(6) Niushen Zhang, Matthew S. Robbins. Migräne. Ann Intern Med. [Epub 10 January 2023]. doi:10.7326/AITC202301170
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